Scheinschwangerschaft beim Hund: Bedeutung, Symptome und Hilfe
Eine Scheinschwangerschaft beim Hund, auch Scheinträchtigkeit genannt, tritt bei unkastrierten Hündinnen auf und ist durch körperliche und verhaltensmäßige Veränderungen gekennzeichnet. Wenn deine Hündin anhänglicher als gewöhnlich wird, empfindlicher auf Stress reagiert oder geschwollene Zitzen zeigt, könnte sie scheinschwanger sein. In diesem Artikel von Tierärztin Dr. med. vet. Annette Klatzek erfährst du, was eine Scheinschwangerschaft bedeutet, welche Symptome auftreten können und wie du deinem Hund in dieser Zeit am besten helfen kannst.
Was bedeutet Scheinschwangerschaft beim Hund überhaupt?
Eine Scheinschwangerschaft, auch Scheinträchtigkeit genannt, tritt auf, wenn Hündinnen hormonell eine Trächtigkeit durchlaufen, ohne befruchtet zu sein. Dieses Phänomen ist biologisch normal. Früher hatte es sogar einen Zweck: Die durch die Scheinschwangerschaft ausgelöste Milchproduktion half, Jungtiere im Rudel von mehreren Muttertieren (sogenannten Ammen) zu versorgen.
Ob eine Hündin scheinschwanger wird und wie sich dies zeigt, hängt individuell von ihrem Gesundheitszustand und ihrer Rasse ab. Manche Hündinnen entwickeln Verhaltensänderungen oder körperliche Symptome.
Die Scheinschwangerschaft im Hormonzyklus einer Hündin
Der Sexualzyklus einer Hündin sichert die Fortpflanzung und besteht aus zwei Hauptphasen: der Follikelphase mit Eisprung und der Gelbkörperphase, in der eine Befruchtung möglich ist. Ein kompletter Zyklus erstreckt sich von einer Läufigkeit zur nächsten.
Ablauf des Zyklus:
Proöstrus: Erkennbar an blutigem Ausfluss (ca. 7–10 Tage).
Östrus: Zeit des Eisprungs (Tag 7–10), oft erkennbar an der sogenannten Standhitze – die Hündin nimmt den Schwanz zur Seite, um Deckakte zu ermöglichen.
Nach dem Östrus: Sinkt der Progesteronspiegel, während der Prolaktinspiegel steigt. Diese hormonellen Veränderungen täuschen dem Körper eine Schwangerschaft vor.
Eine Scheinschwangerschaft dauert in der Regel 3 bis 12 Wochen und verläuft oft problemlos.
Scheinschwangerschaft beim Hund: Symptome
Die Scheinschwangerschaft verursacht sowohl körperliche als auch verhaltensbezogene Veränderungen bei deiner Hündin. Hier sind die häufigsten Symptome:
Körperliche Symptome:
Vergrößerung des Bauches
Geschwollene Zitzen
Milchproduktion
Gesäugeentzündungen
Verhaltenssymptome:
Anhänglichkeit
Unruhe und Aggressivität
Erhöhtes Schlafaufkommen
Stressempfindlichkeit
Antriebslosigkeit und depressives Verhalten
Appetitlosigkeit
Nestbauverhalten
Die Scheinschwangerschaft wird umgangssprachlich auch häufig als Scheinmutterschaft bezeichnet, wobei eigentlich der Zeitpunkt der Scheinmutterschaft zeitlich versetzt eintritt. Bei jeder Hündin, ob tragend oder nicht, kommt es zum Anstieg von Progesteron.
Dem Körper wird eine Trächtigkeit vorgegaukelt. Es kann in dieser Zeit schon zum Wachstum des Gesäuges kommen. Etwa zwei Monate nach der Läufigkeit kommt es durch das Hormon Prolaktin zur Bildung von Milch im abgebildeten Gesäuge. Meist versiegt die Milchproduktion wieder nach wenigen Tagen und bleibt vom Besitzer unbemerkt. Bei einer “scheinträchtigen” Hündin allerdings bleibt sie erhalten.
Behandlungsmöglichkeiten durch den Tierarzt
Wenn die Symptome einer Scheinschwangerschaft deine Hündin stark belasten, kann der Tierarzt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten anbieten:
1. Medikamente zur Symptomlinderung:
Prolaktin-Hemmer: Diese Medikamente blockieren die Ausschüttung von Prolaktin und können die Milchproduktion reduzieren.
Schmerzmittel und Entzündungshemmer: Bei Beschwerden oder Gesäugeentzündungen können schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente verabreicht werden.
Nebenwirkungen: Langfristige Medikation sollte sorgfältig überwacht werden, da Nebenwirkungen auftreten können.
2. Kastration als langfristige Lösung:
Vorteile: Eine Kastration verhindert zukünftige Scheinschwangerschaften und eliminiert das Risiko von Gebärmutterentzündungen (Pyometra).
Nachteile: Kastration ist eine irreversible Operation und kann hormonelle Veränderungen mit sich bringen, die ebenfalls Nebenwirkungen haben können.
Empfehlung: Kastration sollte als letzte Option in Betracht gezogen werden, wenn medikamentöse Behandlungen nicht ausreichen oder die Scheinschwangerschaft häufig auftritt.
3. Verhaltenstherapie und Unterstützung:
Umgebungsanpassungen: Schaffe eine ruhige und stressfreie Umgebung für deine Hündin.
Verhaltensinterventionen: Beschäftige deine Hündin mit Spielen und Spaziergängen, um sie abzulenken und ihre Energie positiv zu nutzen.
Ist eine Scheinschwangerschaft beim Hund gefährlich?
An sich ist eine Scheinträchtigkeit für deine Hündin relativ ungefährlich. Allerdings können Entzündungen der Milchdrüsen, also des Gesäuges, ausgelöst werden. Im Fall einer Entzündung des Gesäuges sollte ein Belecken durch die Hündin verhindert werden, da die Milchproduktion weiter angeregt wird. Falls sich die Zitzen stark entzündet haben, sollten diese vom Tierarzt direkt behandelt werden.
Bei Hündinnen, die im Anschluss an jede Läufigkeit eine ausgeprägte Scheinschwangerschaft entwickeln, sollte über eine Kastration nachgedacht werden. Dadurch kann einer Gebärmutterentzündung vorgebeugt werden, die sich als Folge der hormonelle Fehlsteuerung entwickeln kann.
Scheinschwangerschaft beim Hund: Hausmittel
Wenn die Scheinschwangerschaft bei deiner Hündin mild verläuft, kannst du sie mit folgenden Maßnahmen unterstützen:
Spaziergänge und Beschäftigung: Regelmäßige Spaziergänge und Spiele lenken deine Hündin ab und reduzieren Nestbauverhalten.
Spielzeuge als Ablenkung: Nutze spezielle Spielzeuge, die als Ersatz für Welpen dienen.
Angepasste Ernährung: Reduziere die Futtermenge leicht, um die Milchproduktion zu kontrollieren.
Vermeide übermäßiges Streicheln: Besonders am Bauch und Gesäuge, um die Milchproduktion nicht zu fördern.
Kalte Tücher bei geschwollenem Gesäuge: Diese können helfen, Schwellungen zu reduzieren.
Leckschutz: Ein T-Shirt als Leckschutz verhindert das Belecken der Milchdrüsen.
Ansonsten ist es in jedem Fall hilfreich, wenn du für deinen Liebling da bist und ihm ein gutes Gefühl gibst.
Gibt es für das Phänomen aus biologischer Sicht einen Grund?
Ein typisches Wolfsrudel besteht aus Elterntieren, Jungtieren des Vorjahres und Jungtieren des aktuellen Jahres. Manchmal bleibt auch eine Tochter länger, oder die beiden Eltern haben sich grade erst gefunden. Das ranghöchste Weibchen (Mutter) bekommt Welpen, die anderen (Töchter des Vorjahres) nicht. Diese jungen Wölfinnen können aber natürlich schon eine Scheinschwangerschaft zeigen. Durch diese Scheinschwangerschaft können die jungen Wölfinnen im Bedarfsfall als Amme einspringen.
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Die Scheinschwangerschaft beim Hund äußert sich durch körperliche Symptome und/oder Verhaltensänderungen. Dazu zählen z.B. das Anschwellen des Gesäuges und die Milchbildung. Zu den Verhaltensänderungen zählen unter anderem Anhänglichkeit, Appetitlosigkeit, erhöhtes Schlafbedürfnis, Nestbauverhalten, Lustlosigkeit bis hin zu depressivem Verhalten.
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Eine Scheinschwangerschaft ist ein natürliches Phänomen. Das heißt, dass deine Hündin das ganz ohne Tierarzt und Medikamente durchleben kann. In diesem Fall hilft es bereits, wenn du deine Hündin gut beschäftigst, z.B. öfter Gassi gehst. Auch das Spielzeug solltest du in dieser Zeit unbemerkt weglegen, weil das die Muttergefühle verstärken kann. Medikamentös kann mit Prolaktin-Hemmern oder auch nur homöopathisch vorgegangen werden. In wiederkehrenden, schweren Fällen solltest du mit deinem Tierarzt über eine mögliche Kastration sprechen.
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In der Regel dauert eine Scheinschwangerschaft ca. 3 bis 12 Wochen und kann ganz unterschiedlich verlaufen. Die Dauer und Intensität hängt sowohl von der Rasse als auch vom gesundheitlichen Zustand deines Tieres ab, aber auch vom Individuum selbst.
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Die Scheinschwangerschaft wird durch den Anstieg des Prolaktinspiegels ausgelöst und klingt durch den Abfall desselben wieder selbstständig ab. Dieser Vorgang kann bis zu 30 Tage andauern.
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Eine Scheinschwangerschaft ist bei Hündinnen etwas ganz Natürliches und wird in der Regel drei bis zwölf Wochen nach der Läufigkeit ausgelöst. So sorgte früher beispielsweise eine durch die Scheinschwangerschaft ausgelöste Milchproduktion dafür, dass alle Jungtiere eines Rudels erfolgreich von mehreren Muttertieren (sogenannten Ammen) großgezogen werden konnten.
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Bei Symptomen wie dem Anschwellen der Zitzen werden häufig Prolaktin-Hemmer eingesetzt, damit die Milchproduktion gestoppt wird. Sind bereits schmerzhafte Entzündungen am Gesäuge vorhanden, werden diese mit Antibiotika behandelt.
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Häufige Verhaltensanzeichen eines Hundes bei Scheinträchtigkeit:
- Anhänglich
- Müder als gewöhnlich
- Unruhig, aggressiv
- Antriebslos, depressiv
- Appetitlosigkeit
- Nestbauverhalten
- Stressempfindlichkeit