Kastration beim Hund - Vorteile/Nachteile, Ablauf, Kosten
Soll ich meinen Hund kastrieren lassen? Wird mein Hund nach der Kastration ruhiger?
Das Thema Kastration kommt bei jedem Hundebesitzer mal auf. Die Kastration ist zwar schon längst ein Routineeingriff in den Tierarztpraxen. Dennoch können sich viele Fragen ergeben, wenn man anfängt sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Im folgenden Artikel findest du die Vor- und Nachteile, den Ablauf, die Kosten und den besten Zeitpunkt einer Kastration beim Hund und Kastration bei der Hündin.
1. Definition Kastration
Unter einer Kastration versteht man die Entfernung der Keimdrüsen (Gonaden) und damit die Ausschaltung der Fruchtbarkeit des Hundes. Bei einem Rüden werden die Hoden entfernt und bei einer Hündin die Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter und Muttermund. Durch diese dauerhafte Form der Empfängnisverhütung verändert sich der Hormonhaushalt des Tieres.
Dies ist auch ein wesentlichener Unterschied zwischen Sterilisation und Kastration beim Hund. Bei der Sterilisation werden nur die Ei- oder Samenleiter durchtrennt. So wird zwar auch die Fortpflanzung dauerhaft mit einer Sterilisation unterbunden, jedoch bleibt das Tier genauso sexuell aktiv, wie vor dem Eingriff. Meist ist von Kastrationen die Rede.
2. Vorteile & Nachteile der Kastration
Die Kastration ist ein endgültiger operativer Vorgang und kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Der Eingriff wird unter Vollnarkose vorgenommen und kann von Nebenwirkungen begleitet sein. Die Entscheidung, ob ein Hund kastriert wird oder nicht, darf also nicht leichtfertig getroffen werden. Die Entscheidung liegt allerdings auch nicht alleine beim Halter. Hunde dürfen ausschließlich nach medizinischer Indikation kastriert werden. So bestimmt es der Gesetzgeber im Tierschutzgesetz (§ 6 Abs. 1 S. 1). Das bedeutet, dass eine Kastration nur legal ist, wenn der Tierarzt Anhaltspunkte findet, die den Eingriff begründen. Eine Kastration nur aus Bequemlichkeit ist eine Straftat.
Wenn es Anhaltspunkte gibt, eine Kastration vorzunehmen, ist die Entscheidung jedoch immer noch schwer. Der Tierarzt muss dich über die Vor- und Nachteile der Kastration bei deinem Hund aufklären. Der Eingriff ist keine Ideallösung, die für jeden Hund richtig ist. Der Tierarzt muss sich also vor einer Empfehlung ausgiebig mit deinem Hund befasst haben. Eine angemessene Abwägung der Vor- und Nachteile kann nur unter Berücksichtigung der individuellen Faktoren deines Hundes getroffen werden.
Es ist dementsprechend schwer allgemeingültige Vor- und Nachteile aufzustellen. Im Folgenden findest du eine Liste der möglichen Risiken und Vorteile. Dies soll nur einen Überblick geben und ersetzt keine ausführliche Beratung durch einen Tierarzt.
👎🏼 Die Nachteile:
Vollnarkose: Eine Kastration kann nicht ohne Vollnarkose durchgeführt werden und birgt immer eine gewisses Risiko für das Tier.
Eingriff in den natürlichen Hormonhaushalt: Die Veränderung des Hormonhaushalts kann schwerwiegende Folgen für Körper und Psyche des Tieres haben. Besonders problematisch kann es bei Frühkastrationen sein, da dann das Risiko für Erkrankungen des Bewegungsapparats und Stagnation der kindlichen Psyche steigt.
Inkontinenz: Die genaue Wahrscheinlichkeit ist schwierig zu bestimmen und liegt bei den höchsten Schätzungen bei 50 %. Für eine genauere Bestimmung müssen die individuellen Faktoren deines Hundes berücksichtigt werden, wie Größe, Alter und Rasse.
Gewichtszunahme: Hunde verbrauchen weniger Energie nach einer Kastration. Deshalb tritt bei rund 50 % der kastrierten Hunde eine Fettleibigkeit auf. Die Bewegung und die Fütterung müssen also nach dem Eingriff angepasst werden.
Schilddrüsenunterfunktion: Eine Unterfunktion der Schilddrüse äußert sich durch Müdigkeit, Gewichtszunahme und Probleme mit Haut und Fell. Die Wahrscheinlichkeit für einen Hund an einer Schilddrüsenunterfunktion zu erkranken ist durch die Kastration ungefähr dreimal so hoch.
Knochen- und Milztumor: Studien haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Hund an einem Tumor zu erkranken durch die Kastration steigt. Besonders bei einer zu frühen Kastration ist das Risiko höher.
Orthopädische Erkrankungen: Bei kastrierten Tieren scheinen Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Patellaluxation, Kreuzbandriss und Hüftdysplasie häufiger aufzutreten.
Verhalten: Wenn der Hund dominant, ungehorsam und zeitweise aggressiv ist, erhoffen sich die Halter häufig, dass der Hund nach der Kastration ruhiger wird. Der Eingriff ist jedoch kein Allheilmittel für diese Probleme. Die Enttäuschung kann hinterher groß sein, wenn sich die Verhaltensauffälligkeiten nicht bessern oder sogar verschlimmern. Einmal im Gehirn des Hundes codiertes Sexualverhalten lässt sich häufig nicht durch eine Kastration beheben. Hier helfen nur professionelle Erziehungs- und Verhaltensmaßnahmen.
👍🏼 Die Vorteile:
Sichere Empfängnisverhütung: Das größte Argument für eine Kastration ist die dauerhafte Verhinderung von Fortpflanzung.
Gesäugeleisten Krebs: Bei unkastrierten Hunden liegt das Risiko ungefähr bei 25 %. Es lässt sich durch eine frühe Kastration senken.
Gebärmuttervereiterung (Pyometra): Die Gebärmuttervereiterung tritt im Laufe des Lebens bei ungefähr jeder vierten Hündin auf. Eine Kastration ist dabei eine effektive Vorsorgemaßnahme.
Scheinträchtigkeit: Ein Drittel der nicht kastrierten Hündinnen leiden in der Scheinmutterschaft unter den Hormonen. Die effektivste und langfristige Lösung ist eine Kastration.
"Ein Rüde wird kastriert und eine Hündin wird sterilisiert." Dieses Gerücht hält sich leider hartnäckig, und niemand weiß so richtig warum. Deshalb möchten wir das hier noch einmal erklären:
Was ist der Unterschied zwischen Kastration und Sterilisation beim Hund?
Bei der Kastration werden wie oben beschrieben die "Gonaden" entfernt. Beim Rüden sind das die Hoden und bei der Hünden die Eierstöcke. Im Gegensatz dazu bleiben in der Sterilisation die Gonaden erhalten, es werden nur die Samen- bzw. Eierleiter durchtrennt. Das Tier ist nach der Sterilisation zwar nicht mehr fruchtbar und kann sich nicht mehr fortpflanzen. Allerdings bleiben Libido und Läufigkeit erhalten.
Das heißt: Würde eine Hündin sterilisiert werden, dann würde sie auch weiterhin läufig und scheinschwanger werden. Auch das Risiko für Gesäugetumoren wird durch die Kastration, nicht jedoch durch die Sterilisation gesenkt. Deshalb ist bei Hunden im Normalfall auch bei Weibchen von Kastrieren die Rede.
Im Vergleich dazu werden in der Humanmedizin Sterilisationen und keine Kastrationen durchgeführt, damit die Libido erhalten bleibt und lediglich die Fruchtbarkeit unterbunden wird. So werden bei Frauen die Eileiter abgeklemmt / durchtrennt, bei Männern werden die Samenleiter durchtrennt.
3. Kastrationschip bei Rüden
Es gibt mittlerweile die Möglichkeit der chemischen Kastration “auf Probe” bei Rüden. Der Kastrationschip ist ein Suprelorin-Implantat, das die Wirkung einer Kastration chemisch durch den Wirkstoff Deslorelin herstellt. Die chemische Kastration kann auch Zuhause durchgeführt werden. Dadurch wird die Libido, der Testosteronspiegel und die Fortpflanzungsfähigkeit für 6 bis 14 Monate heruntergesetzt, aber die Fortpflanzungsfähigkeit wird ausgeschaltet. So können die Auswirkungen einer irreversiblen Kastration gut getestet werden.
4. Zeitpunkt für die Kastration
In den Hoden und Eierstöcken der Hunde werden Hormone produziert, die die psychische und physische Entwicklung steuern. Es ist daher angeraten, eine Kastration erst nach der abgeschlossenen Pubertät vorzunehmen. Nur in absoluten Ausnahmefällen und nach ausgiebiger Beratung mit dem Tierarzt ist eine Frühkastration sinnvoll.
Die Dauer der Pubertät kann nicht pauschalisiert werden, da sie von der Rasse und Umweltfaktoren abhängt.
Insbesondere bei einer Hündin sollte eine Kastration nicht vor ihrer ersten Läufigkeit vorgenommen werden. Davor ist die Gefahr sehr groß, dass die Kastration unerwünschte Fellveränderungen und lebenslang kindliches Verhalten zur Folge hat.
5. Ablauf der Kastration
Bevor eine Kastration durchgeführt werden kann, muss ein Hund eine gründliche Voruntersuchung absolvieren. Er kann nur operiert werden, wenn er gesund ist.
Kastration bei Rüden
Zunächst wird der Intimbereich des Hundes rasiert, desinfiziert und steril abgedeckt. Der Hoden wird von dem Tierarzt vor den Hodensack geschoben und macht dann einen Hautschnitt vor dem Hodensack. Hoden und Nebenhoden werden vorverlagert und der Samenstrang abgebunden. Dann werden die Hoden abgetrennt und herausgenommen. Der Samenstrang wird wieder freigegeben und die Wunde vernäht.
Kastration bei Hündinnen
Die Bauchregion wird entsprechend vorbereitet. Die Bauchwand wird mit einem Schnitt durch Haut, Unterhaut und Muskulatur geöffnet. Teile der Uterushörner, Venen und Arterien werden abgebunden und die Eierstöcke entfernt. In manchen Fällen wird empfohlen die gesamte Gebärmutter (Uterus) zusätzlich zu entfernen. Diese Schnitte werden mit resorbierbaren Fäden vernäht. Danach wird die Gebärmutter zurück platziert und die Bauchdecke in mehreren Schichten wieder vernäht. Die äußeren Fäden werden nach ungefähr zehn Tagen gezogen. Die inneren Fäden lösen sich nach einer gewissen Zeit von selbst auf.
Nach der Kastration beim Hund beachten:
Etwa ein bis zwei Stunden nach der OP wachen die Hunde aus der Narkose auf. Sie sind allerdings noch einige Zeit danach müde und sollten zu Hause unter Aufsicht sein. (Ggf. solltest du also einen Urlaubstag einplanen.)
Bei der OP wird die Hündin mit einem Schmerzmittel versorgt, der Tierarzt wird es dir dann noch für ein paar Tage mitgeben.
6. Checkliste: Vor & Nach der Kastration bei Hund
Vor dem Eingriff:
Der Hund muss nüchtern zum OP-Termin erscheinen
Keine Fütterung für 12 Stunden
Trinken ist erlaubt bis 2 Stunden vor der OP
Eine ruhige Gassirunde (nicht toben), damit der Hund vor der Narkose Blase und Darm entleeren kann
Tierarzt unbedingt informieren, wenn dir etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist, wie z.B. Durchfall, Husten oder eine beginnende Läufigkeit
Nach Kastration beim Hund beachten:
Keine langen Spaziergänge bis zur vollständigen Ausheilung
Hund an der kurzen Leine halten
Tägliche Kontrolle der Wunde zur Vorbeugung von Entzündungen
Der Hund sollte nicht an der Wunde lecken. Rüden sollten daher eine Halskrause tragen und Hündinnen ein spezielles Hundeshirt.
7. Wie viel kostet die Kastration beim Hund?
Die Kosten für eine Kastration können stark variieren und hängen auch vom Hund ab. Neben dem Geschlecht spielen auch das Gewicht des Hundes und die Narkoseart eine Rolle für den Preis.
Tierärzte und Tierkliniken müssen nach der GOT (Gebührenordnung für Tierärzte) abrechnen, können jedoch selbst den Satz bestimmen, nach dem sie abrechnen. Je nach Aufwand, Dauer oder Umständen der Kastration wird dieser Satz gewählt. Es lohnt sich also verschiedene Praxen zu besuchen und so verschiedene Preisvorschläge einzuholen.
Bei männlichen Hunden (Rüden) ist der Eingriff günstiger, da die Kastration weniger aufwendig ist. Der Preis setzt sich normalerweise aus einer Allgemeinen Untersuchung, der Narkose und der Injektion sowie der Kastration zusammen. Je nach GOT-Satz variieren die Kosten für eine Kastration bei einem Hund, abhängig davon, ob der einfache oder der vierfache Satz angewendet wird.
Die Kosten für die Kastration bei Weibchen sind höher, da der Eingriff aufwendiger ist. Was der Unterschied im Ablauf der Kastration bei Hündinnen ist, kannst du dir unter Punkt 5 durchlesen. Auch hier setzt sich der Preis normalerweise aus einer Allgemeinen Untersuchung, der Narkose und der Injektion sowie der Kastration an sich zusammen. Die Kosten für eine Kastration bei Hündinnen variieren je nach GOT-Satz erheblich, je nachdem, ob der einfache oder der vierfache Satz berechnet wird.
8. Fazit
Die Frage, ob eine Kastration bei einem Hund sinnvoll ist, kann nicht generell beantwortet werden. Es gibt viele Nachteile und viele Vorteile. Eine Abwägung ist allerdings nur individuell für das einzelne Tier sinnvoll möglich.
Eine ausgiebige Beratung durch einen Tierarzt ist sehr wichtig. Allerdings kann dir die Entscheidung dadurch nicht abgenommen werden. Wenn du deine Beweggründe für eine Kastration und die Risiken und Vorteile für deinen Hund genau berücksichtigst, wirst du die richtige Entscheidung treffen.
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Bei einer Kastration werden die Geschlechtsorgane entfernt. Bei dem Hund sind das die Hoden und bei der Hündin Gebärmutter und Eierstöcke. Dadurch ist das Tier nicht mehr fruchtbar und der Hormonhaushalt wird dauerhaft verändert.
Bei einer Sterilisation werden nur die Samen- oder Eileiter durchtrennt, die Geschlechtsorgane bleiben jedoch im Körper. So ist die Fortpflanzung zwar nicht mehr möglich, aber das Tier bleibt sexuell aktiv.
Meist ist von der Kastration die Rede und die weit verbreitete Meinung, dass eine Kastration bei Männchen und die Sterilisation bei Weibchen durchgeführt wird, stimmt so nicht.
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Der optimale Zeitpunkt für eine Kastration, hängt individuell von Entwicklungsstand und Lebensumständen des Tieres ab. Ein gemischtes Katzen-Pärchen sollte z.B. aus Sicherheitsgründen lieber früher kastriert werden, als ein gleichgeschlechtliches Pärchen.
Außerdem ist bei Freigänger-Katzen die Kastration ebenfalls wichtiger und früher zu empfehlen, als bei reinen Wohnungskatzen. Üblicherweise werden Katzen im Alter von 6 bis 8 Monaten kastriert. Im Rahmen einer Frühkastration kann das zu Hause auch problemlos im Alter von 4 Monaten geschehen.
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Die Kosten der Kastration schwanken je nach Gewicht, Geschlecht und Gesundheitszustand des Tieres. Bei weiblichen Katzen ist der Eingriff ein wenig komplizierter und dementsprechend etwas teurer.
Je nach weiteren Untersuchungen können sich weitere Kostenschwankungen ergeben. Schreib uns am besten im Chat der felmo App. Wir können dir sagen, wie viel ähnliche Termine in der Vergangenheit gekostet haben.
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Die Kastration sollte erst nach der Pubertät durchgeführt werden. Die sogenannte Frühkastration, also Kastration von Welpen und Jungtieren, ist nur in absoluten Ausnahmefällen sinnvoll.
Die Hormone aus Hoden und Eierstöcken beeinflussen die psychische und physische Entwicklung. Werden sie also in oder vor der Pubertät entfernt, kann dies bedeutsame Folgen für die Entwicklung haben (z.B. Fellveränderungen oder kindliches Verhalten bis ins hohe Alter).
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Ist dein Hund dominant, ungehorsam und zeitweise aggressiv? Oftmals wird gehofft, dass die Kastration das Verhalten im Positiven verändert.
Der Eingriff ist jedoch kein Allheilmittel für Verhaltensprobleme. Wenn sich Verhaltensauffälligkeiten durch die Kastration nicht bessern, ist die Enttäuschung manchmal groß. Einmal im Gehirn des Hundes codiertes Sexualverhalten lässt sich häufig nicht einfach durch eine Kastration beheben. Hier sollten professionelle Erziehungs- und Verhaltensmaßnahmen mithilfe einer Hundetrainerin vorgenommen werden. Ob eine Kastration auch durchgeführt werden sollte, ist eine Einzelfallentscheidung und sollte individuell mit dem Tierarzt entschieden werden.