Niereninsuffizienz Hund: Frühzeitig Erkennen und Behandeln
Die Niereninsuffizienz beim Hund ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die Hunde aller Rassen und Altersgruppen betreffen kann. Aufgrund ihrer komplexen Diagnose und Behandlung ist es essentiell, frühe Anzeichen zu erkennen. Tierärztin Annette Klatzek erläutert in diesem Artikel umfassende Informationen zu Ursachen, Symptomen, Diagnose und Therapie dieser Erkrankung.
Die Funktion der Nieren
Die Nieren des Hundes sind lebenswichtige Organe, die zahlreiche essentielle Funktionen übernehmen. Sie liegen beidseits der Wirbelsäule im mittleren bis hinteren Rumpfbereich und erfüllen folgende Hauptaufgaben:
Regulation des Flüssigkeits- und Elektrolythaushalts
Aufrechterhaltung des Blutdrucks
Regulation des Säure-Basen-Gleichgewichts
Entgiftung durch Urinproduktion
Bildung roter Blutkörperchen (Erythropoese)
Steuerung des Calcium- und Knochenstoffwechsels
Wie die Nieren arbeiten:
Über den Blutkreislauf gelangen Stoffwechselprodukte in die Nieren, wo sie in den Nephronen gefiltert werden. Primärharn wird in den Glomeruli gebildet und enthält Harnstoff, Kreatinin sowie verwertbare Stoffe wie Glukose und Elektrolyte. Der endgültige Urin, der Giftstoffe und überschüssige Flüssigkeit enthält, wird über die Harnleiter in die Blase transportiert.
Zusätzlich produzieren die Nieren Hormone wie Renin, das den Blutdruck reguliert, und Erythropoetin, das die Bildung roter Blutkörperchen im Knochenmark fördert. Sie aktivieren Vitamin D, welches den Calcium- und Phosphathaushalt steuert. Ein Versagen der Nieren hat daher weitreichende Konsequenzen für den gesamten Organismus.
Was ist eine Niereninsuffizienz beim Hund?
Der Begriff „Niereninsuffizienz“ beschreibt die unzureichende Funktionsfähigkeit der Nieren. Da die Nieren einen hohen Kompensationsspielraum besitzen, treten Symptome meist erst auf, wenn 70-75 % des Gewebes geschädigt sind. Einmal zerstörtes Nierengewebe kann sich nicht regenerieren. Es wird zwischen akuter und chronischer Niereninsuffizienz unterschieden.
Akute Niereninsuffizienz Hund (ANI)
Eine akute Niereninsuffizienz tritt plötzlich auf und hat oft eine spezifische Ursache, wie:
Vergiftungen (z. B. Frostschutzmittel, Trauben, Rosinen)
Infektionen (z. B. Leptospirose)
Entzündungen (z. B. Blasenentzündungen)
Durchblutungsstörungen
Harnwegsprobleme (z. B. Harnsteine)
Chronische Niereninsuffizienz Hund (CNI)
Eine chronische Niereninsuffizienz entwickelt sich schleichend und ist oft nicht heilbar. Die Ursache bleibt häufig unklar.
Niereninsuffizienz Hund: Symptome
Akute Niereninsuffizienz Symptome
Apathie
Erbrechen
Appetitlosigkeit
und vermehrtem Durst.
Der Urinabsatz kann variieren – von normal über gesteigert bis zu stark vermindert. Bei Verdacht auf eine akute Niereninsuffizienz ist sofortiger tierärztlicher Beistand notwendig, da schnelle Maßnahmen lebensrettend sein können.
Chronische Niereninsuffizienz Symptome
Vermehrtes Trinken und Urinieren (PU/PD)
Appetitlosigkeit und Erbrechen
Maulgeruch
Dehydratation
Schlechte Fellqualität
Müdigkeit und Gewichtsverlust
Mit fortschreitender Erkrankung können Anämie, Lethargie und neurologische Symptome wie Krampfanfälle auftreten.
Niereninsuffizienz Hund: Diagnose
Eine gründliche Diagnose umfasst:
Klinische Untersuchung: Überprüfung von Maulgeruch, Hautelastizität, Schleimhäuten und Nierenregion.
Blutuntersuchungen:
Kreatinin: Marker für Nierenfunktion, steigt ab 70 % Funktionsverlust.
SDMA: Frühmarker, erhöht ab 40 % Funktionsverlust.
Harnstoff, Phosphat, Calcium: Zur Einschätzung der Schwere.
Urinanalyse: Erkennt Konzentrationsfähigkeit, Proteinverlust und Harnwegsprobleme.
Bildgebung: Ultraschall und Röntgen zeigen strukturelle Veränderungen.
Niereninsuffizienz Hund: Behandlung
Akute Niereninsuffizienz
Die Behandlung hängt von der Ursache ab und kann Infusionen, Dialyse oder chirurgische Eingriffe umfassen. Schnelles Handeln ist entscheidend.
Chronische Niereninsuffizienz
Die Therapie zielt darauf ab, die verbleibende Nierenfunktion zu erhalten:
Flüssigkeitszufuhr: Frisches Wasser sollte stets verfügbar sein. Falls nötig, kann Wasser ins Futter gemischt werden.
Fütterung: Spezielle Nierendiäten mit reduziertem Eiweiß, Phosphat und Salzgehalt sind essenziell.
Management von Symptomen
Niereninsuffizienz Hund Medikamente
Die Behandlung einer Niereninsuffizienz bei Hunden umfasst in der Regel eine Kombination aus Diätmanagement, Flüssigkeitstherapie und Medikamenten. Die Medikamente helfen dabei, die Symptome zu lindern, die Nierenfunktion zu unterstützen und den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen. Zu den häufig eingesetzten Medikamenten gehören:
Phosphatbinder: Diese werden eingesetzt, um den Phosphatspiegel im Blut zu senken, da eine erhöhte Phosphatkonzentration den Verlauf der Niereninsuffizienz verschlechtern kann.
Blutdrucksenker: Hunde mit Niereninsuffizienz haben häufig Bluthochdruck. Medikamente wie ACE-Hemmer (z. B. Enalapril) oder Kalziumkanalblocker helfen, den Blutdruck zu regulieren und die Belastung der Nieren zu reduzieren.
Harnstoff- und Kaliumsenker: Diese Medikamente helfen dabei, den Anstieg von Harnstoff und Kalium im Blut zu kontrollieren, was für den Körper toxisch sein kann.
Antibiotika: Wenn eine bakterielle Infektion der Harnwege vorliegt, werden Antibiotika verschrieben, um eine Verschlechterung der Nierenfunktion zu verhindern.
Erythropoese-stimulierende Mittel: Diese Medikamente fördern die Produktion von roten Blutkörperchen und helfen, Anämie (Blutarmut), die bei Niereninsuffizienz häufig auftritt, zu behandeln.
Regelmäßige Kontrollen alle 3–6 Monate sind wichtig, um den Krankheitsverlauf zu überwachen und die Therapie anzupassen.

Leberwurst wird oft genutzt, um Hunden Medikamente zu verabreichen. Allerdings ist sie aufgrund ihres hohen Salz- und Fettgehalts sowie möglicher Zusatzstoffe nicht ideal für Hunde mit Niereninsuffizienz. In kleinen Mengen kann sie in Ausnahmefällen verwendet werden, aber eine langfristige Fütterung ist nicht empfehlenswert.
Hund Niereninsuffizienz: Futter
Eine spezielle Nierendiät ist entscheidend. Das Futter sollte wenig Protein enthalten, aber von hoher biologischer Wertigkeit sein. Phosphorgehalt und Salz sollten reduziert sein, um die Nieren zu entlasten. Es gibt spezielle Diätfuttermittel für Hunde mit Niereninsuffizienz, die den individuellen Bedürfnissen angepasst werden können.
Niereninsuffizienz Hund Stadien
Die Erkrankung wird in vier Stadien eingeteilt:
Stadium 1: Frühes Stadium, kaum Symptome, oft nur durch Bluttests feststellbar.
Stadium 2: Erste milde Symptome wie vermehrter Durst und Urinabsatz.
Stadium 3: Deutliche Symptome wie Appetitlosigkeit, Erbrechen und Lethargie.
Stadium 4: Endstadium, schwere Vergiftungserscheinungen, oft mit neurologischen Ausfällen.
Niereninsuffizienz Hund Stadium 4 Lebenserwartung
Im Stadium 4 ist die Lebenserwartung stark eingeschränkt und liegt oft nur noch bei wenigen Wochen. Die Lebensqualität sollte in den Vordergrund gestellt werden, und eine Euthanasie kann in Erwägung gezogen werden, um dem Tier unnötiges Leid zu ersparen.
Niereninsuffizienz Hund Lebenserwartung
Die Lebenserwartung hängt stark vom Stadium der Krankheit und der Therapie ab. In den frühen Stadien kann der Hund bei richtiger Behandlung und Ernährung noch mehrere Jahre leben. Im Endstadium ist die Prognose jedoch oft auf Wochen bis wenige Monate begrenzt.
Nierenerkrankungen, insbesondere die chronische Niereninsuffizienz, haben viele verschiedene Gesichter und werden leider häufig erst sehr spät diagnostiziert. Daher sind regelmäßige Routine-Check-Ups besonders wichtig, um Krankheitsanzeichen rechtzeitig feststellen zu können. Außerdem solltest du selbst „leichte“ Symptome wie vermehrtes Trinken oder stumpfes Fell bei deinem Hund ernst nehmen und einen Tierarzt zu Rate ziehen, wenn dir entsprechende Veränderungen auffallen.
Hinweis: Bei jedem Verdacht auf eine Niereninsuffizienz ist eine tierärztliche Abklärung unverzichtbar. Frühe Diagnose und angepasste Maßnahmen können das Leben des Hundes deutlich verbessern.
Mit der felmo App hast du die Gesundheit deines Lieblings immer im Griff.
Behalte den Überblick über Medikamenteneinnahmen
Erhalte Tipps zur Behandlung und Selbstchecks

-
Vermehrtes Trinken und Urinieren, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Gewichtsverlust und stumpfes Fell sind häufige Anzeichen.
-
Akute Schäden können teilweise behoben werden, wenn die Ursache rechtzeitig behandelt wird. Chronische Niereninsuffizienz ist jedoch nicht heilbar, da zerstörtes Nierengewebe nicht regenerieren kann.
-
Lebensmittel mit hohem Salz- und Eiweißgehalt sollten vermieden werden. Spezielles Diätfutter ist empfehlenswert, das auf die Bedürfnisse nierenkranker Hunde abgestimmt ist.
-
Ein typisches Symptom ist ein stark riechender Atem, der an Ammoniak erinnert. Dieser entsteht durch die Ansammlung von Harnstoff im Blut, der sich über den Atem absetzt. Auch der Urin kann durch die gestörte Nierenfunktion ungewöhnlich riechen.
-
Wenn ein Hund mit Niereninsuffizienz plötzlich nicht mehr trinkt, ist dies ein ernstes Anzeichen. Es kann auf eine Verschlechterung des Zustands hinweisen, wie Dehydration, Übelkeit oder eine sich anbahnende Krise. Tierärztliche Hilfe sollte umgehend in Anspruch genommen werden.