Wie funktioniert eine Narkose beim Hund? Ablauf, Risiken und Nachsorge
Ob für die Kastration, eine weiterführende Untersuchung oder bei einer Notfalloperation: Früher oder später steht für die meisten Hunde in ihrem Leben mindestens eine Narkose an. Was bei einer Narkose passiert und was du sonst darüber wissen solltest, erfährst du im folgenden Artikel.
- Was versteht man unter dem Begriff „Narkose“?
- Wie funktioniert eine Narkose beim Hund? Das sind die Schritte.
- Häufige Fragen zur Narkose beim Hund
- Welche Risiken bestehen bei einer Narkose?
- Was kann dein Tierarzt zur Verringerung des Narkoserisikos tun?
- Was kann ich selbst zur Verringerung des Narkoserisikos tun?
- Zusammenfassung
Vorbereitung auf die Narkose beim Tierarzt
Was versteht man unter dem Begriff „Narkose“?
Die „Vollnarkose“ oder Allgemeinanästhesie bezeichnet eine Ausschaltung von Bewusstsein und Schmerzempfindung, das heißt, dein Hund wird durch eine Kombination an Medikamenten in einen tiefen Schlaf versetzt und spürt dabei keine Schmerzen. Viele Untersuchungen oder Behandlungen, bei denen dein Hund sehr stillhalten muss, z.B. Computertomografie, Magen-Darm-Spiegelung, Zahnbehandlungen oder schmerzhafte Operationen (z.B. Kastration oder Frakturversorgung nach einem Unfall) sind nur unter Vollnarkose möglich.
Wie funktioniert eine Narkose beim Hund? Das sind die Schritte.
Für die Allgemeinanästhesie beim Hund steht dem Tierarzt eine Vielzahl an Medikamenten zur Verfügung. Je nach Art und Dauer eines Eingriffs bzw. der Untersuchung und individueller Risikoeinschätzung des Patienten können verschiedene Arten der Narkose gewählt werden. Video zu Narkose beim Kleintier von der TiHo Hannover.
Prämedikation: Das sollte vor der Narkose passieren
In den meisten Fällen bekommt dein Hund vor der eigentlichen Vollnarkose ein Beruhigungsmittel, damit er keine Angst hat und anschließend meist auch weniger Narkosemittel benötigt.
Injektionsnarkose: Für kurze Eingriffe und Untersuchungen bei gesunden Tieren
Bei der Injektionsnarkose wird deinem Hund eine Narkosemedikation in den Muskel oder eine Vene gespritzt. Es dauert ein paar Minuten, bis dein Hund vollständig eingeschlafen ist. Je nach verwendeten Medikamenten dauert die Narkose nur wenige Minuten oder deutlich länger an. Die Wirkung einiger Medikamente kann durch ein „Gegenmittel“ aufgehoben werden, sodass dein Hund aufgeweckt werden kann, wenn der Eingriff beendet ist.
Während der Narkose bestehen nur begrenzt Möglichkeiten zur Steuerung der Narkosetiefe und die Aufwachphase dauert bei vielen Tieren etwas länger als bei anderen Narkosemethoden. Diese Art der Narkose wird überwiegend für sehr kurze Eingriffe oder Untersuchungen (z.B. Röntgen) bei gesunden Tieren angewendet.
TIVA: Totalintravenöse Anästhesie
Bei dieser Anästhesieform werden die Narkosemedikamente über einen kleinen Schlauch, der in die Vene eingelegt wird (Venenkatheter) kontinuierlich verabreicht. So kann die Menge des Narkosemittels individuell angepasst und die Narkosetiefe entsprechend für die Art des Eingriffs und deinen Hund eingestellt werden.
Da es sich bei dieser Methode in der Regel um sehr kurz wirksame Medikamente handelt, werden die Tiere meist relativ schnell wieder wach.
Inhalationsnarkose: Eine der sichersten Methoden
Bei der Inhalationsnarkose wird zunächst eine Narkoseeinleitung per Injektion in die Vene oder Muskel durchgeführt. Sobald dein Hund eingeschlafen ist, wird vorsichtig ein Kunststoffschlauch (Tubus) in die Luftröhre des Tieres eingeführt, über den anschließend eine Mischung aus Sauerstoff und Narkosegas der Lunge zugeführt werden kann, wo der Wirkstoff in den Blutkreislauf aufgenommen wird.
Eine mögliche Sauerstoffversorgung könnte bei deinem Hund ähnlich aussehen.
Die Menge des Narkosegases lässt sich dabei stufenlos und sehr kurzfristig steuern. Die Intubation bietet weitere Vorteile: Die Atemwege sind gesichert und ein Verschlucken während der Narkose ist ausgeschlossen. Über die Ausatemluft können zudem einige Parameter, z.B. CO₂-Gehalt gemessen werden, die Aufschluss über den Kreislaufzustand des Tieres geben. Außerdem kann das Tier über den Tubus künstlich beatmet und Sauerstoff zugeführt werden, was im Falle von Narkosezwischenfällen, aber teilweise auch im Rahmen der gewünschten Narkosetiefe oder gezielter Atemtätigkeit (z.B. bei Eingriffen im Brustraum) notwendig sein kann. Da die Narkosegase in der Regel sehr kurz wirksam sind, wachen die Tiere nach Abstellen der Narkose zügig wieder auf.
Narkosegase allein sind für die meisten schmerzhaften Eingriffe nicht ausreichend, sodass zusätzlich Schmerzmittel und ggf. weitere Narkosemittel eingesetzt werden. Die Inhalationsnarkose gilt als eine der sichersten Narkosemethoden und wird auch beim Menschen verwendet. Insbesondere bei längeren Eingriffen und bei Tieren mit vorhandenen Atemwegsproblemen (z.B. Erkrankungen der Atemwege oder kurznasige Rassen) wird diese Methode bevorzugt eingesetzt.
Weitere Narkosemöglichkeiten
Neben der „klassischen“ Vollnarkose bestehen, je nach Art des Eingriffes, weitere Narkosemöglichkeiten:
Lokalanästhesie (nur das Gewebe an der Stelle des Eingriffes wird betäubt)
Leitungsanästhesie (die umliegenden Nerven im Bereich des Eingriffes werden betäubt)
Epiduralanästhesie (Schmerzausschaltung an bestimmten Segmenten der Wirbelsäule)
Teilweise werden diese Methoden auch in Kombination mit einer Allgemeinanästhesie durchgeführt. Sie sind risikoärmer als eine Allgemeinanästhesie, eignen sich jedoch nicht für jede Art von Eingriff.
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Die Wirkungsdauer der Narkose beim Hund hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. dem eingesetzten Narkosemittel und der Dosierung. In der Regel dauert die Narkose jedoch zwischen 30 Minuten und einigen Stunden an. Nach der Operation benötigt der Hund Zeit, um sich zu erholen und die Wirkung der Narkose vollständig abzubauen.
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Eine Narkose beim Hund kann notwendig sein, wenn eine Operation oder eine bestimmte Untersuchung durchgeführt werden soll, die Schmerzen oder Stress verursacht und der Hund stillgelegt werden muss. Auch bei der Zahnreinigung oder -entfernung wird oft eine Narkose angewendet, um dem Hund Schmerzen zu ersparen und die Behandlung zu erleichtern.
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Nach einer Narkose sollte man seinem Hund erst nach einigen Stunden wieder Futter geben, da es sein Verdauungssystem beeinträchtigen kann. Die genaue Zeit hängt jedoch von verschiedenen Faktoren wie der Art der Operation und der Art der Narkose ab, daher sollte man immer die Empfehlungen des Tierarztes befolgen.
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Ja, es kann bei älteren Hunden zu Nachwirkungen nach der Narkose kommen, da sie aufgrund ihres Alters oft anfälliger für Komplikationen sind. Mögliche Nachwirkungen sind unter anderem Schmerzen, Verwirrtheit oder auch vermehrtes Zittern. Es ist wichtig, dass der Hund nach der Narkose in einer ruhigen Umgebung beobachtet und im Zweifelsfall der Tierarzt kontaktiert wird.
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Die Art der Narkose, die Dosis, das Alter, das Gewicht, die Gesundheit und der Gesundheitszustand des Hundes sowie Begleiterkrankungen können alle Faktoren sein, die die Wirkung und Sicherheit einer Narkose beim Hund beeinflussen. Auch die Wahl des Anästhetikums und die Überwachung des Hundes während der Narkose spielen eine Rolle.
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Eine Narkose kann sich auf den Magen deines Lieblings auswirken. Daher solltest du deinen Hund ca. 8–12 Stunden vor einer Narkose nicht mehr füttern. Mache am Tag der Narkose noch einen kurzen Spaziergang zum Kot- und Urinabsatz, allerdings nicht mehr Toben, damit dein Hund möglichst ruhig und entspannt ist. Teile im Aufklärungsgespräch deinem Tierarzt unbedingt alle bekannten Erkrankungen deines Hundes mit und nenne auch alle Medikamente, die dein Hund zurzeit nimmt oder kürzlich eingenommen hat.
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Das Röntgen beim Hund ist in der Regel ohne Narkose möglich, solange der Hund stillhält und die zu untersuchende Stelle gut zugänglich ist. Bei unruhigen oder ängstlichen Hunden kann jedoch eine Sedierung oder Narkose empfohlen werden, um eine korrekte Diagnose zu gewährleisten und den Stress für den Hund zu minimieren.
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Nach der Narkose ist es wichtig, dass dein Hund ein gemütliches und ruhiges Plätzchen hat, um sich zu erholen. Bereite ihm dazu am besten eine bequeme Schlafstätte mit Decken und eventuell einer zusätzlichen Wärmequelle wie einem Rotlicht, einem Körnerkissen oder einer Wärmflasche vor. Wichtig ist auch, dass dein Hund nach der Narkose eine gewisse Zeit lang nicht fressen sollte und erst nach einigen Stunden (in Absprache mit deinem Tierarzt) wieder mit einer kleinen Menge Futter angefüttert werden sollte. So kannst du sicherstellen, dass dein Liebling sich schnell erholt und bald wieder fit und gesund ist.
Welche Risiken bestehen bei einer Narkose?
Selbst bei der sichersten Narkosemethode besteht immer ein gewisses Risiko für das Tier.
Während einer Narkose kann es beispielsweise zu Blutdruckabfall, Atemdepression, Atemstillstand, Herzrhythmusstörungen, Herzstillstand oder weiteren Komplikationen wie Organbeeinträchtigungen kommen.
Das individuelle Risiko hängt von verschiedenen Faktoren wie Vorerkrankungen, Rasse sowie des körperlichen Zustandes zum Zeitpunkt der Narkose, der Narkosemethode und der Art des Eingriffes ab.
Was kann dein Tierarzt zur Verringerung des Narkoserisikos tun?
Wie oben beschrieben stehen verschiedene Narkosemethoden zur Verfügung, die mit unterschiedlichsten Risiken für Hunde einhergehen.
Durch eine engmaschige Überwachung von Parametern wie z.B. Atemfunktion, Herzfunktion, Sauerstoffsättigung, Blutdruck, Körpertemperatur u.ä. kann die Narkosetiefe beurteilt werden und zusammen mit der Möglichkeit, bei Veränderungen einzugreifen (z. B. durch Venenkatheter und Intubation) wird die Wahrscheinlichkeit von Zwischenfällen deutlich verringert.
Über weitere Maßnahmen, z.B. eine Flüssigkeitszufuhr (Infusion) und Wärmedecken während der Narkose, können Körpertemperatur, Flüssigkeitshaushalt und Blutdruck positiv beeinflusst werden.
Was kann ich selbst zur Verringerung des Narkoserisikos tun?
Im Aufklärungsgespräch solltest du deinem Tierarzt unbedingt alle bekannten Erkrankungen deines Hundes mitteilen. Auch alle Medikamente, die dein Liebling zurzeit nimmt oder kürzlich eingenommen hat, solltest du mit dem Tierarzt besprechen.
Eine mögliche Narkosekomplikation ist die sogenannte Aspiration: Narkosemedikamente wirken zum Teil auf den Magen-Darm-Trakt bzw. können Übelkeit auslösen, sodass es in der Narkoseeinleitung, während oder kurz nach der Narkose zu erbrechen kommen kann.
„Verschluckt“ sich der Hund an diesem Erbrochenen, kann es in die Atemwege gelangen (= Aspiration) und dort zur Blockade der Atemwege (Gefahr des Erstickens) oder nachfolgend zu Lungenentzündung führen. Daher solltest du deinen Hund ca. 8–12 Stunden vor einer Narkose nicht mehr füttern. Wie lang diese Nüchternphase sein sollte, besprichst du am besten mit dem behandelnden Tierarzt.
Am Tag der Narkose ist es ratsam, mit deinem Hund noch einen kurzen Spaziergang zum Kot- und Urinabsatz zu machen, allerdings nicht mehr Toben, damit dein Hund möglichst ruhig und entspannt ist. Für die Zeit nach der Narkose kannst du deinem Liebling zu Hause schon mal ein gemütliches und ruhiges Plätzchen mit Decken und evtl. zusätzlicher Wärmequelle (Rotlicht, Körnerkissen, Wärmflasche) vorbereiten, damit er sich möglichst schnell wieder erholen kann.
Beachte: Nach der Narkose sollte dein Hund eine gewisse Zeit lang ebenfalls nicht fressen und erst nach einigen Stunden (in Absprache mit deinem Tierarzt) wieder mit einer kleinen Menge Futter angefüttert werden.
Mein Hund ist schon alt, ist eine Narkose da nicht zu gefährlich?
Wie oben beschrieben, setzt sich das individuelle Narkoserisiko aus verschiedenen Faktoren zusammen. Die ASA (American Society of Anesthesiologists) hat dabei verschiedene Risikoklassifikationen erarbeitet, bei denen in erster Linie körperliche Beeinträchtigungen zur Beurteilung des Risikos herangezogen werden.
Das Alter per se spielt grundsätzlich zunächst keine Rolle – ganz nach dem Motto „Alter ist keine Krankheit“. Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit für eine (möglicherweise unerkannt) vorliegende Grunderkrankung bei einem älteren Tier natürlich dennoch höher als bei einem jungen Tier. Um das Risiko genauer einstufen zu können, bietet es sich an, vor einer Narkose einen Check-up inkl. Allgemeinuntersuchung, Blutuntersuchung, Röntgenbild vom Brustkorb und EKG anfertigen zu lassen. Manche Tierärzte bieten diese Untersuchungen speziell als Narkosevoruntersuchungen an.
Daraus lassen sich schon viele Rückschlüsse über Organfunktion, vor allem Leber und Niere, Herzfunktion und andere unerkannte Erkrankungen ziehen. Weitere Untersuchungen wie Ultraschall vom Bauchraum oder Herzultraschall sind ebenfalls ratsam.
Je nach Befund können daraus individuelle Risikofaktoren bestimmt werden und in die Entscheidung für oder gegen eine Narkose bzw. die Planung der Narkose einfließen.
Trotz aller möglichen Risiken solltest du immer mit deinem Tierarzt besprechen, ob eine Narkose notwendig ist: Wenn dein Liebling z.B. unter Schmerzen leidet (häufiges Beispiel: Zahnschmerzen), kann eine Behandlung unter Vollnarkose unumgänglich sein, auch wenn das Narkoserisiko erhöht sein sollte. Sprich Sorgen vor einer Narkose am besten offen in einem Gespräch mit deinem Tierarzt an.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Vollnarkose oder Allgemeinanästhesie eine wichtige Methode ist, um Untersuchungen oder Behandlungen durchzuführen, bei denen dein Hund ruhig gestellt werden muss oder eine Schmerzbehandlung erforderlich ist.
Hierbei werden verschiedene Medikamente eingesetzt, um das Bewusstsein und die Schmerzempfindung deines Hundes auszuschalten und ihn in einen tiefen Schlaf zu versetzen.
Dabei sind individuelle Risikoeinschätzungen und die Wahl der passenden Narkosemittel wichtig, um eine möglichst schonende und erfolgreiche Behandlung durchzuführen.
Insgesamt ist die Narkose beim Hund ein wichtiger Bestandteil der Tiermedizin und ermöglicht, vielen Tieren eine schnelle und sichere Behandlung zu ermöglichen.
Unsere Tierarzt-Autoren möchten dich darauf hinweisen, dass ihre Blogs keine tierärztliche Beratung ersetzen. Trotz aller spannenden Informationen solltest du wichtige gesundheitliche Entscheidungen immer individuell für dein Tier klären und mit deinem Tierarzt absprechen. Wir übernehmen daher auch keine Haftung für etwaige Schäden, die durch die Verwendung der in diesem Blog dargestellten Informationen entstehen. Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. (2023)